Nur noch 24 Stunden

Den letzten Tag in Nyaung Shwe nahm ich mir etwas Zeit für die Stadt. So besichtigte ich ein paar kleinere Pagoden im Zentrum und unternahm einen Bummel auf dem lokalen Mingala-Markt. Dort nutzte ich auch die Gelegenheit und deckte mich mit reichlich Proviant für meine bevorstehende Reise nach Mawlamyine ein. Diese sollte schließlich ca. 24 Stunden in Anspruch nehmen.

So gönnte ich mir nach der kleinen Tour durch die Stadt noch ein äußerst köstliches Mahl im Sunmoon, einem unscheinbaren Restaurant in der Nähe meines Hotels. Neben dem Kartoffel-Curry mit Huhn gab es eine Seegrassuppe, einen burmesischen Tomatensalat mit Erdnüssen – sehr lecker – und noch einen kleine mandarinenähnliche Frucht als Dessert. Und das alles für gerade einmal ca. 1,20 Euro! Danach ruhte ich mich noch etwas im Hotel aus.

Gegen 16:40 Uhr stand der Pick-Up-Truck zum Bus nach Bago vor der Tür. Die ca. 25-minütige Fahrt war schon recht anstrengend zumal das Fahrzeug nur über Metallsitze verfügte. Aber es war ja ein Ende in Sicht.
Kurz nach 17 Uhr erreichten wir den Bus. Diesen hatte ich am Tag zuvor gebucht. Es war nur ein lokaler Bus und kein spezieller VIP-Bus für Touristen. Der Preisunterschied betrug schließlich satte 30%. Aber das hatte auch seinen Grund. Das Platzangebot war durchaus etwas spärlich. Und das kann bei einer 11-stündigen Fahrt schon etwas anstrengend sein.

Viel anstrengender empfand ich jedoch das Verhalten der lokalen Mitreisenden. Diese mussten sich nämlich die gesamte Fahrt hinweg ständig übergeben. Reisekrankheit. Das hat man auch nicht alle Tage, dass man im Bus permanent von würg-Geräuschen umgeben ist. Wieder einmal eine spezielle Erfahrung, hatte ich die schwarzen Tüten anfänglich für Müllbeutel gehalten. So kann man sich irren.
Meinem Sitznachbarn ging es wirklich nicht gut. Also trat ich ihm dann letztlich meine Plastikbehältnisse und ein Erfrischungstuch ab. Er hatte diese Utensilien weitaus nötiger als ich.

Gegen 4:30 Uhr morgens erreichten wir dann endlich Bago. Der Schlaf war rar in der letzten Nacht. So fühlte ich mich doch deutlich erschöpft und gerädert. Hinzu kam, dass es wie aus Kübeln goss. Also stellte ich mich erst einmal irgendwo unter. Nach einer knappen halben Stunde war immer noch keine Besserung der Wetterlage ich Sicht. So machte ich mich mit der Unterstützung eines Einheimischen auf in Richtung Bahnhof. Dieser war Gott sei Dank in Laufweite. Dort angekommen wollte ich gleich eine Fahrkarte nach Mawlamyine kaufen. Leider öffnete der Schalter erst um 7:30 Uhr. Also hieß es nun ca. 2 Stunden zu überbrücken. So versuchte ich mich noch etwas auszuruhen und eine Mütze voll Schlaf zu ergattern.

Kurz nach sieben Uhr tat sich dann was am Ticketschalter. Also stellte ich mich in freudiger Erwartung an nur um dann festzustellen, dass ich mich als Ausländer in das Gebäude begeben musste. Ortswechsel.
Drinnen abgekommen wurde ich gebeten Platz zu nehmen und zu warten. Nach ca. einer halben Stunde tat sich zu meinem Erstaunen immer noch nichts. Anscheinend konnte man die speziellen Fahrkarten für die Touristen nicht finden. So wurde ich gebeten mich gegen 8 Uhr wieder einzufinden. Die kurze Pause nutzte ich schließlich für einen Toilettengang.

Nach der erneuten Rückkehr hielt ich dann nach weiteren Minuten des Wartens endlich die Fahrkarte in der Hand. Der Zug fuhr gegen 9 Uhr ab, also noch knappe 40 Minuten. Die würde ich jetzt auch noch überstehen.

Der Zug war dann recht pünktlich. Die eigentliche Fahrt dauerte dann noch einmal ca. 6 ½ Stunden. Währenddessen versuchte ich noch etwas zu schlafen, was, wie ich schon bei der Fahrt nach Yangon erwähnte, auf Grund der Zustände der Gleise nicht ganz so einfach ist. Am Ende der Reise waren sowohl mein Proviant als auch ich selbst recht erschöpft.

In Mawlamyine angekommen teilte ich mir ein Taxi mit einem Niederländer. Er wollte in dasselbe Gästehaus wie ich. Da die Zimmer dort etwas rar waren, teilten wir uns auch gleich eines für die Nacht. Inzwischen war es ca. 17 Uhr. Nach einer kurzen Pause gingen wir noch etwas essen. Dann nur noch Duschen und ab ins Bett. Was für ein Trip.

Myanmar vs. Katar

Nachdem ich mich von der anstrengenden Tour durch Bago etwas ausgeruht hatte, wollte ich noch etwas zu Abendessen. Glücklicherweise war ein Lokal direkt neben meinem Hotel gelegen. Da ich wirklich hungrig war, orderte ich ein burmesisches Curry und ein paar Samosas nebst einer Tasse des süßen, süchtig machenden Tees.

Nachdem ich mein Abendmahl beendet hatte, beobachtete ich die Leute. Dabei viel mir auf, dass diese wie hypnotisiert in den Fernseher starten. Also riskierte ich auch einen Blick. Es lief das Fußballspiel Myanmar gegen Katar. Dabei handelte es sich wohl um eine südostasiatische Meisterschaft oder so was in der Art. Es war kurz vor Ende der ersten Halbzeit und es stand 2:0 für Katar. Keine gute Ausgangslage für Myanmar. Dann der Abpfiff. Halbzeit.

Da ich noch Zeit hatte, beschloss ich mir den Rest des Spiels auch noch anzuschauen. Schließlich war ich, und das hatte sich inzwischen im Lokal rumgesprochen, aus Deutschland. Was würde das für einen Eindruck machen, wenn ich nun direkt nach der ersten Halbzeit und bei dem Spielstand die Partie nicht weiter verfolgen würde.
Die zweiten 45 Minuten waren äußerst spannend. Im zweiten Drittel konnte Myanmar binnen weniger Minuten zwei Tore schießen und mit 2:2 ausgleichen. Die Spannung stieg. Plötzlich war alles wieder offen. Die Leute fieberten bei jeder Aktion der eigenen Mannschaft energisch mit.

Und dann das große Desaster. Stromausfall! Durchaus nichts ungewöhnliches in den kleineren Städten, hatte ich einen bereits heute unter der Dusche erleben dürfen. In dieser Situation war das natürlich eine Katastrophe! Schnell eilten ein paar Leute hektisch in den hinteren Teil des Restaurants. Dann auf einmal ein lautes, surrendes Geräusch. Der Generator lief an. Schließlich hat man diesen ja für Notfälle und das war offensichtlich einer.
Nach wenigen aber für alle Anwesenden endlos erscheinenden Augenblicken ging zunächst das Licht und dann der Fernseher wieder an. Immer noch 2:2. Allgemeines Aufatmen. Nichts verpasst.

Kurz vor Ende des Spiels Stand es immer noch 2:2. Die reguläre Spielzeit war inzwischen abgelaufen. Es gab noch drei Minuten oben drauf. Alle im Lokal stellten sich schon auf eine Verlängerung ein. Doch dann kurz vor dem Abpfiff der Schock. Durch eine Aktion hatte Katar plötzlich einen entscheidenden Vorteil errungen und machte doch noch das 3:2. Was für ein Drama.

Nach dem Ende des Spiels waren die Leute sehr niedergeschlagen. Das Lokal leerte sich sehr rasch. Man hätte Myanmar den Sieg wirklich gegönnt. Leider muss man aber zugeben, dass Katar die aus meiner Sicht bessere, strukturiertere, dynamischere und agilere Mannschaft war. Der Sieg war m.E. Nach durchaus verdient. Aber erkläre das in dieser Situation mal einem Burmesen.

Nach dem unterhaltsamen und spannenden Match ging ich wieder zurück in mein Hotel und genoss noch etwas die Aussicht vom Dach.

Sightseeing in Bago

Da ich recht früh in Bago angekommen war, bot sich eine Sightseeing-Tour an. Weil die Sehenswürdigkeiten doch recht weit auseinander lagen, entschied ich für eine Rundfahrt mit einem Motorradtaxi.

Die erste Station war die Kyakhatwaing Monastery. Dort hatte man Gelegenheit die Mönche bei ihrem morgendlichen Frühstücksritual zu beobachten.

Am Anschluss daran ging es zu einem alten, kleinen und namenlosen Tempel. Die Hunde dort waren sehr aggressiv. Also blieb es nur bei einem kurzen Stopp.

Danach folgte die Shwemawdaw Pagoda. Eine Besonderheit dort ist ein aus Rattan (?) geflochtener Buddha.

Als Nächstes ging es weiter zum sog. Schlangentempel. Hier konnte man eine lebende Python bewundern und sogar anfassen. Vor dem Tier hat man echt Respekt!

Nach einer angemessenen Mittagspause wurde ein kleiner japanischer Tempel besichtigt.

Die nächste Station war dann ein großer liegender Buddha, zumindest der Größte den ich bis dato gesehen hatte.

Im Anschluss daran besuchten wir die Mahazedi Pgoda. Nach einer Weile fanden wir auch den Weg nach oben. Von dort hat man einen super Blick über die Stadt.

Auf der Spitze begegnete uns ein großer und aggressiver Käfer.

Der Shwethalyaung Buddha, ebenfalls ein liegender, ist aber ca. 9 Meter größer als der im Wat Pho in Bangkok. Auf der Rückseite befinden sich mehrere Wandbilder, die die Geschichte des Tempels erzählen.

Die letzte Station war dann noch ein Tempel mit vier großen Buddha-Statuen.

Zwischendurch machten wir auch noch an mehreren kleineren Orten halt.

Nach dem Ende der Tour wollte der Guide dann 20 USD von mir, meinte er Anfangs noch zu mir wenn ich nicht zufrieden sei, brauche ich nicht zu bezahlen. Natürlich war ich zufrieden, aber 20 Dollar schienen mir einfach zu viel. Also begann ein zähes Ringen und Verhandeln. Letztlich einigten wir uns auf 15 USD. Ich denke für beide war das ein guter Deal. Und was lernen wir daraus: stets vorher auf den Preis einigen.

Wie auf ’nem Pferd

Nach den ersten paar Tagen in der quirligen Stadt Yangon, ging es heute morgen mit der Bahn weiter nach Bago. Da der Zug gegen 8:00 Uhr startete, hieß es früh aufstehen – na ja zumindest für meine Verhältnisse. Zum Glück war der Bahnhof aber in Laufweite. Das Ticket hatte ich mir bereits am Tag zuvor für einen unschlagbaren Euro gekauft.

Die kurze Fahrt dauerte nur ca. 1 ½ Stunden, war aber dennoch ein Erlebnis für sich. Es war das erste Mal, dass ich den Zug in Myanmar nutzte. Die Gleisanlagen entsprechen, sagen wir mal, nicht unbedingt dem Standard der Deutschen Bahn. Mitunter haben die Wagons auf den Schienen einen Versatz von bis zu einem halben Meter! Permanent wird man durchgerüttelt und -geschüttelt. Teilweise ist es so, als würde man auf einem Pferd reiten, wird man auf einigen Streckenabschnitten ein paar Zentimeter in die Luft geschleudert. Da hat sich das Ticket für die Upper Class mit den gepolsterten Sitzen wirklich gelohnt. Auf den Holzbänken der Ordinary Class hätte man sich wahrscheinlich den aller Wertesten gebrochen.

Nicht, dass hier der Eindruck entsteht ich würde die Bahn in Myanmar schlecht machen wollen. Ich fand es im Gegenteil eine sehr sympathische Erfahrung, die ich nicht missen möchte. Man kann zum Einen die wundervolle und reichhaltige Landschaft genießen und kommt zum Anderen viel in Kontakt mit den Einheimischen. Jeder der Myanmar besucht sollte dieses Erlebnis unbedingt wagen und mindestens einmal mit dem Zug fahren.