Wie ein Alien

Heute morgen ging es mit dem Zug von Bago aus weiter in Richtung Norden nach Taungoo. Die kleine, verschlafene Ortschaft liegt etwa auf halber Strecke zwischen Yangon und Mandalay und bot sich daher für einen kurzen Zwischenstopp an.
Wie ich feststellen konnte ist diese gemütliche und bezaubernde Stadt genau richtig um etwas abzuschalten und auszuspannen. Im Prinzip gibt es dort nicht allzu viel zu entdecken oder zu sehen außer das alltägliche Leben der Menschen. Aber gerade das kann mitunter auch sehr spannend sein.

Die Zugfahrt dauerte reichliche vier Stunden. Sie bot genug Zeit um die Landschaft ausreichend zu bewundern. Ich muss schon sagen, dass Myanmar diesbezüglich echt ein Traum ist und so Einiges zu bieten hat. Auf der Schiene kann man das so richtig genießen.

Alsbald erregte ich im Zug die Aufmerksamkeit eines kleinen Mädchens. Anscheinend waren ihr noch nicht so viele Ausländer, insbesondere Europäer, begegnet. Überraschender Weise sprach sie auch etwas Englisch, zumindest besser als die meisten Erwachsenen. Während der Zugfahrt unterhielten wir uns etwas. Zudem bot sie mir einstweilen in unregelmäßigen Abständen diverse Speisen an. Dabei reichte das Spektrum von Süßigkeiten in Form von gefüllten Donouts bis hin zu gerösteten Sonnenblumenkernen. So verging die Zeit dann doch recht schnell.

In Taungoo angekommen wurde ich gleich von vier, fünf Taxifahrern belagert, sich alle um meine Gunst bemühend. Nach einigem Hin und Her und einer kurzen Stippvisite im Bahnschalter, viel der Preis dann um 25%. Also suchte ich mir einen Fahrer aus und dann ging es auf dem Motorrad mit Sack und Pack in ein Hotel. Den Preis dafür hatte ich schon vorher in Erfahrung bringen können.
Dort angekommen erst mal das übliche Prozedere beim Einchecken: Pass und Visa. Danach machte ich mich auf die Suche nach etwas Essbarem. Die kleinen und durchaus leckeren Snacks des Mädchens im Zug hatten zwar geholfen den Hunger etwas im Zaun zu halten, aber nun machte er sich deutlich bemerkbar.

Entgegen der Restaurantempfehlung des Hotels schlenderte ich etwas durch die Straßen und fand ein kleines, gut mit Einheimischen gefülltes Lokal. Das ist schließlich immer ein gutes Zeichen.
Beim Betreten des Gastraumes wurde ich etwas argwöhnisch beäugt sowie intensiv gemustert. Dabei kam ich mir vor wie ein Alien, hatte ich bis jetzt noch keinen einzigen Ausländer im Dorf wahrnehmen können. Touristen sind in diesem Ort sehr rar und daher selten gesehene Gäste. Für die Einheimischen ist so komischer Mensch aus einer anderen Welt noch etwas Besonderes. Daher das allgemeine Erstaunen. Ein merkwürdiges Gefühl.

Nachdem ich Platz genommen hatte, Unsicherheit auf beiden Seiten. Vor allem bei der Kellnerin. Ständig blicke sie mich ahnungslos an und dann wieder schüchtern auf den Boden. Schließlich konnte ich mittels Gesten klar machen, dass ich etwas zu Essen wollte. Eine Art Speisekarte gab es allerdings nicht. Also zeigte ich auf ein Gericht vom Nachbartisch, welches ganz gut aussah.

Alsbald wurde ich von einem Mann angesprochen, der sich gerade eine Zigarre anzündete. Nach einem kurzen Plausch mit ihm kam dann auch schon das georderte Mahl. Meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Die Nudeln mit allerlei Gemüse und Fleisch inkl. einer Suppe, oder vielmehr einer Brühe, waren sehr lecker. Vor allem die Brühe. Das konnte ich auch der Kellnerin verständlich machen. Nachdem ich die Suppe restlos verputzt hatte, wurde mir auf mein Lob hin prompt eine zweite hingestellt. Das nenne ich mal Service.

Nach dem reichhaltigen und überaus günstigen Essen nahm ich mir noch Zeit und verweilte etwas in dem kleinen Lokal um die Leute bei ihren alltäglichen Arbeiten zu beobachten. Auch ich wurde aus den Augenwinkeln der Einheimischen immer wieder das ein oder andere Mal beäugt.
Im Anschluss an meine ausgiebige Rast zog ich noch etwas durch die Straßen und schaute mir die Shwesandaw Pagode an.

Dort fand ich dann ein Exemplar der sehr viel in Myanmar auf den Straßen fahrenden und etwas seltsam anmutenden Vehikel. Eine Art Truck mit einem alten Traktormotor. Die Dinger sind schon schräg.

Der erste Abend endete dann in dem kleinen Café Sun Date, wohl das hippe Lokal des Ortes, bei etwas Tee.

Myanmar vs. Katar

Nachdem ich mich von der anstrengenden Tour durch Bago etwas ausgeruht hatte, wollte ich noch etwas zu Abendessen. Glücklicherweise war ein Lokal direkt neben meinem Hotel gelegen. Da ich wirklich hungrig war, orderte ich ein burmesisches Curry und ein paar Samosas nebst einer Tasse des süßen, süchtig machenden Tees.

Nachdem ich mein Abendmahl beendet hatte, beobachtete ich die Leute. Dabei viel mir auf, dass diese wie hypnotisiert in den Fernseher starten. Also riskierte ich auch einen Blick. Es lief das Fußballspiel Myanmar gegen Katar. Dabei handelte es sich wohl um eine südostasiatische Meisterschaft oder so was in der Art. Es war kurz vor Ende der ersten Halbzeit und es stand 2:0 für Katar. Keine gute Ausgangslage für Myanmar. Dann der Abpfiff. Halbzeit.

Da ich noch Zeit hatte, beschloss ich mir den Rest des Spiels auch noch anzuschauen. Schließlich war ich, und das hatte sich inzwischen im Lokal rumgesprochen, aus Deutschland. Was würde das für einen Eindruck machen, wenn ich nun direkt nach der ersten Halbzeit und bei dem Spielstand die Partie nicht weiter verfolgen würde.
Die zweiten 45 Minuten waren äußerst spannend. Im zweiten Drittel konnte Myanmar binnen weniger Minuten zwei Tore schießen und mit 2:2 ausgleichen. Die Spannung stieg. Plötzlich war alles wieder offen. Die Leute fieberten bei jeder Aktion der eigenen Mannschaft energisch mit.

Und dann das große Desaster. Stromausfall! Durchaus nichts ungewöhnliches in den kleineren Städten, hatte ich einen bereits heute unter der Dusche erleben dürfen. In dieser Situation war das natürlich eine Katastrophe! Schnell eilten ein paar Leute hektisch in den hinteren Teil des Restaurants. Dann auf einmal ein lautes, surrendes Geräusch. Der Generator lief an. Schließlich hat man diesen ja für Notfälle und das war offensichtlich einer.
Nach wenigen aber für alle Anwesenden endlos erscheinenden Augenblicken ging zunächst das Licht und dann der Fernseher wieder an. Immer noch 2:2. Allgemeines Aufatmen. Nichts verpasst.

Kurz vor Ende des Spiels Stand es immer noch 2:2. Die reguläre Spielzeit war inzwischen abgelaufen. Es gab noch drei Minuten oben drauf. Alle im Lokal stellten sich schon auf eine Verlängerung ein. Doch dann kurz vor dem Abpfiff der Schock. Durch eine Aktion hatte Katar plötzlich einen entscheidenden Vorteil errungen und machte doch noch das 3:2. Was für ein Drama.

Nach dem Ende des Spiels waren die Leute sehr niedergeschlagen. Das Lokal leerte sich sehr rasch. Man hätte Myanmar den Sieg wirklich gegönnt. Leider muss man aber zugeben, dass Katar die aus meiner Sicht bessere, strukturiertere, dynamischere und agilere Mannschaft war. Der Sieg war m.E. Nach durchaus verdient. Aber erkläre das in dieser Situation mal einem Burmesen.

Nach dem unterhaltsamen und spannenden Match ging ich wieder zurück in mein Hotel und genoss noch etwas die Aussicht vom Dach.

Sightseeing in Bago

Da ich recht früh in Bago angekommen war, bot sich eine Sightseeing-Tour an. Weil die Sehenswürdigkeiten doch recht weit auseinander lagen, entschied ich für eine Rundfahrt mit einem Motorradtaxi.

Die erste Station war die Kyakhatwaing Monastery. Dort hatte man Gelegenheit die Mönche bei ihrem morgendlichen Frühstücksritual zu beobachten.

Am Anschluss daran ging es zu einem alten, kleinen und namenlosen Tempel. Die Hunde dort waren sehr aggressiv. Also blieb es nur bei einem kurzen Stopp.

Danach folgte die Shwemawdaw Pagoda. Eine Besonderheit dort ist ein aus Rattan (?) geflochtener Buddha.

Als Nächstes ging es weiter zum sog. Schlangentempel. Hier konnte man eine lebende Python bewundern und sogar anfassen. Vor dem Tier hat man echt Respekt!

Nach einer angemessenen Mittagspause wurde ein kleiner japanischer Tempel besichtigt.

Die nächste Station war dann ein großer liegender Buddha, zumindest der Größte den ich bis dato gesehen hatte.

Im Anschluss daran besuchten wir die Mahazedi Pgoda. Nach einer Weile fanden wir auch den Weg nach oben. Von dort hat man einen super Blick über die Stadt.

Auf der Spitze begegnete uns ein großer und aggressiver Käfer.

Der Shwethalyaung Buddha, ebenfalls ein liegender, ist aber ca. 9 Meter größer als der im Wat Pho in Bangkok. Auf der Rückseite befinden sich mehrere Wandbilder, die die Geschichte des Tempels erzählen.

Die letzte Station war dann noch ein Tempel mit vier großen Buddha-Statuen.

Zwischendurch machten wir auch noch an mehreren kleineren Orten halt.

Nach dem Ende der Tour wollte der Guide dann 20 USD von mir, meinte er Anfangs noch zu mir wenn ich nicht zufrieden sei, brauche ich nicht zu bezahlen. Natürlich war ich zufrieden, aber 20 Dollar schienen mir einfach zu viel. Also begann ein zähes Ringen und Verhandeln. Letztlich einigten wir uns auf 15 USD. Ich denke für beide war das ein guter Deal. Und was lernen wir daraus: stets vorher auf den Preis einigen.

Wie auf ’nem Pferd

Nach den ersten paar Tagen in der quirligen Stadt Yangon, ging es heute morgen mit der Bahn weiter nach Bago. Da der Zug gegen 8:00 Uhr startete, hieß es früh aufstehen – na ja zumindest für meine Verhältnisse. Zum Glück war der Bahnhof aber in Laufweite. Das Ticket hatte ich mir bereits am Tag zuvor für einen unschlagbaren Euro gekauft.

Die kurze Fahrt dauerte nur ca. 1 ½ Stunden, war aber dennoch ein Erlebnis für sich. Es war das erste Mal, dass ich den Zug in Myanmar nutzte. Die Gleisanlagen entsprechen, sagen wir mal, nicht unbedingt dem Standard der Deutschen Bahn. Mitunter haben die Wagons auf den Schienen einen Versatz von bis zu einem halben Meter! Permanent wird man durchgerüttelt und -geschüttelt. Teilweise ist es so, als würde man auf einem Pferd reiten, wird man auf einigen Streckenabschnitten ein paar Zentimeter in die Luft geschleudert. Da hat sich das Ticket für die Upper Class mit den gepolsterten Sitzen wirklich gelohnt. Auf den Holzbänken der Ordinary Class hätte man sich wahrscheinlich den aller Wertesten gebrochen.

Nicht, dass hier der Eindruck entsteht ich würde die Bahn in Myanmar schlecht machen wollen. Ich fand es im Gegenteil eine sehr sympathische Erfahrung, die ich nicht missen möchte. Man kann zum Einen die wundervolle und reichhaltige Landschaft genießen und kommt zum Anderen viel in Kontakt mit den Einheimischen. Jeder der Myanmar besucht sollte dieses Erlebnis unbedingt wagen und mindestens einmal mit dem Zug fahren.

Ankunft in Yangon

Heute ging es mit dem Flieger von Bangkok aus nach Yangon. Ich hatte im Vorfeld lange überlegt zu fliegen oder die Grenze über Land zu passieren. Da das aber wohl aktuell nicht so einfach möglich sei, ein Irrtum wie sich später herausstellte, entschied ich mich zu fliegen. Das Ticket hatte ich einige Tage zuvor recht günstig online gebucht.

Gegen 21:20 Uhr Ortszeit landete der Flieger. Nun erst einmal die Einreiseformalitäten. Danach ging es mit einem Taxi in Richtung Downtown. An Fahrern mangelte es wahrlich nicht, aber die Preise waren happig. Das erste Angebot lag bei sage und schreibe 20 USD. Normal sind um die sieben bis acht. Nach etwas Murren meinerseits landeten wir schließlich bei 10 Dollar. Was will man machen. Um die Zeit ist man auf ein Taxi angewiesen. Man hat schlicht keine andere Wahl und die Leute wissen das. Das ist zwar ärgerlich aber leider nicht zu ändern.

Die Suche nach einer geeigneten Unterkunft gestaltete sich schwieriger als gedacht. Zum Einen da die Uhr inzwischen schon nach 22:00 Uhr anzeigte und zum Anderen da die meisten Bleiben schlicht zu teuer waren.
Unterwegs traf ich auf einen augenscheinlich hilfsbereiten Jungen. Der erste Kontakt mit den lokalen Leuten. Zunächst war er schon eine Hilfe bei der Orientierung, aber dann wurde es wieder anzüglich. Ob ich nicht Interesse an einer burmesischen Frau hätte. Oh man. Anscheinend habe ich ein Händchen für solche Leute.
Ich teilte ihm schließlich mit, dass ich nur auf der Suche einer geeigneten Unterkunft war. Er hätte da was für mich. Langsam trottete ich ihm nach. Letzten Endes brachte er mich zu einem Hotel. Als Dank für seine Mühen wollte er dreister Weise auch noch Geld von mir. Kaum zu fassen. Er verlangte ein paar Dollar. Ich meinte nur, ich hätte nichts mehr. Er ließ nicht locker. Also kramte ich aus meinen Taschen noch einen 20-Baht-Schein, ca. 50 Cent, hervor. Glücklich schien er mir damit nicht. Aber das war mir in dem Moment egal.

Unser Treiben blieb nicht ganz unbemerkt. So kamen langsam ein paar Hotelangestellte in unsere Richtung gelaufen. Das vergraulte den jungen Mann zumindest. Schließlich klopfte er mir noch auf die Schulter und meinte „Bis morgen!“ und zwinkerte mir zu. Na ganz sicher nicht. Endlich war ich ihn los.
Dann betrat ich das Hotel. Am Schalter die obligatorische Frage nach den Zimmern. Als sie mir den Preis nannten, musste ich mir das Lachen verkneifen. 100 USD die Nacht. Das lag nur wahrlich über meinem Budget. Also hieß es weiter suchen.

Schließlich hatte ich ein glückliches Händchen und fand ein gemütliches Guest House und ein Bett in einem Schlafsaal. Alles war sehr ruhig, es waren nur drei weitere Gäste, ordentlich und sauber. Und das Trinkwasser gab es sogar noch gratis – für den gesamten Aufenthalt. Neben dieser Annehmlichkeit gab sogar warme Duschen sowie ein durchaus gutes und solides Frühstück in den nächsten Tagen. Zu guter Letzt versorgten einen die sehr hilfsbereiten Mitarbeiter mit allerlei nützlichen Informationen und Stadtplänen.

Der zweite Versuch!

Heute morgen hieß es wieder Aufbruch in Richtung Süden zur Botschaft von Myanmar. Diesmal ging es etwas schneller. Den Weg kannte ich ja nun. Gegen 8:30 Uhr traf ich ein. Das Gute war, dass die Botschaft heute augenscheinlich geöffnet hatte. Das konnte man, und das war das Schlechte, daran erkennen, dass die Schlange der Wartenden bereits einmal um das Eck des Gebäudes ging. Nun hieß es erst einmal anstellen.

Kurz vor 9:00 Uhr öffneten sich dann die Türen und ein erster Schwung an Leuten drang in das Gebäude. Gegen 10:00 Uhr war ich auch im Innenraum angekommen. Dort hieß es dann noch einmal eineinhalb Stunden warten. Genug Zeit um alle Formulare auszufüllen.
Halb zwölf war ich dann auch endlich an der Reihe meinen Antrag abzugeben. Abholen konnte ich das Visum dann ab ca. 15:30 Uhr. Nun hieß es aber erst einmal die Zeit bis dahin überbrücken. Gestern hatte ich mir ja unfreiwilliger Weise schon einige Sachen anschauen können.

Da es nun Zeit für das Mittagessen war, zog ich durch die Straßen und ließ mich in einem kleinen Straßenimbiss nieder. Das hatte ich mir nach der ganzen Warterei auch verdient. Danach zog ich weiter.
So langsam machte sich auch das frühe Aufstehen bemerkbar. Weiter laufen konnte ich jedenfalls nicht mehr. Daher machte ich eine lange Rast an einem kleinen Platz wo lokale Künstler ihre Arbeiten in kleinen Galerien ausstellten. Dort waren mitunter sehr schöne Werke dabei. Man konnte den Kunstschaffenden sogar bei der Arbeit über die Schulter schauen. Nur fotografieren war verboten. Dort fand ich schließlich ein paar Bänke im Schatten, die quasi dazu einluden etwas zu dösen.

Gegen 15:00 Uhr machte ich mich dann langsam wieder auf in Richtung Botschaft. Dort hatten sich bereits eine enorme Anzahl an Leuten eingefunden. Viele kamen mir vom Vormittag bekannt vor. Gegen 15:30 Uhr sollte die Botschaft eigentlich öffnen. Nichts passierte. 15:45 Uhr. Nichts. 16:00 Uhr. Immer noch nichts. Irgendwas war hier faul. Auffällig war, dass von Zeit zu Zeit vereinzelt Leute die Botschaft verließen.
Inzwischen war es 16:15 Uhr. Die Menschen wurden langsam unruhig. Es wurde getuschelt. Und dann war klar was los war. Die Leute, die die Botschaft verließen, waren immer noch die letzten Antragsteller von heute Mittag! Das war also die Rache dafür, dass die Niederlassung gestern unverhofft geschlossen hatte. Aber was war nun mit den Visa, die jetzt abgeholt werden sollten?!

Mittlerweile war es 16:30 Uhr und die Botschaft hatte offiziell geschlossen. Die Leute wurden nun augenscheinlich unruhiger und nervöser. Viele musste heute noch ihren Anschluss, Flug bzw. Zug, erreichen. Das sah nicht gut aus. Immer noch verließen Leute die Botschaft.
Der Mann, der überaus eifrig darauf erpicht war die Tür geschlossen zu halten und darauf zu achten, dass keiner das Gebäude betratt, ließ sich dann doch dazu herab eine Ansage zu machen. Die Botschaft sollte gegen 17:00 Uhr geöffnet werden. Na das war ja zumindest ein Anfang. Für einige Leute war wohl auch das anscheinend zu spät. Das Gedränge nahe des Eingangs wurde größer. Vereinzelt begannen die Personen nun dem Mitarbeiter der Botschaft ihre Quittungen entgegenzustrecken mit den Hinweis „We have to get our plane!“. Schließlich nahm der Mann einiger Zettel an und kam nach ca. 10 Minuten mit den passenden Pässen wieder raus. Das ganze Spiel wiederholte sich etliche Male.

Dann war es endlich soweit. Kurz nach 17:00 Uhr öffneten sich die Türen. Die Leute strömten in die Botschaft als gäbe es kein morgen. Es war schlimmer als bei einem Handtaschenausverkauf bei Gucci. Und ich mittendrin. Schließlich schaffte ich es in eine der ersten Reihen im Gebäude. Bald würde ich endlich meine Pass nebst Visum in den Händen halten.
Nach einer Stunde warten dann die Ernüchterung. Es tat sich rein gar nichts. Die Leute in die Botschaft zu lassen war nur eine taktische Finte. Eine Beruhigungsmaßname. Und noch blieb es ruhig.

Während des Wartens hatten man genug Gelegenheit sich mit anderen Leuten auszutauschen. Ein Großteil nahm die Situation mit Humor. Was sollte man auch anderes tun. Auch ich kam in Kontakt mit einigen Mitarbeitern diverser Visa-Agenturen. Diese erledigen alle Formalitäten gegen eine zugegebenermaßen doch üppige Gebühr. Angesichts der heutigen Umstände schien das aber mehr als gerechtfertigt.
Auf meine Nachfrage hin erzählten mir die Leute, dass selbst sie so etwas in ihrer langen Tätigkeit noch nicht erlebt hatten. Die Situation war so kurios, dass selbst diese erfahrenen Agenten Fotos machten. Das muss man sich mal vorstellen.

Keiner hatte irgendwelche Informationen. Nichts. Es war auch unsicher ob die Visa heute überhaupt noch alle bearbeitet werden. Gegen 19:00 Uhr tat sich was hinter dem Vorhang. Die Leute horchten erwartungsvoll auf. Für einen Augenblick kehrte Ruhe ein. Und dann? Nichts! Wieder nichts! Es war einfach zum Haare raufen.
Auf einmal, es war nun 19:15 Uhr, ging ein Licht hinter dem Vorhang an und er wurde aufgezogen. Und die Leute, kein Witz, begannen zu applaudieren. Die Mitarbeiter der Botschaft konnten sich ein verschmitztes Lächeln nicht verkneifen.

Nach geschlagenen vier Stunden warten tat sich nun endlich was. Die Schalter öffneten sich und langsam wurden die Pässe ausgegeben. Gegen 19:30 Uhr hielt ich Meinen dann auch endlich in den Händen. Mit Visum. Jetzt wollte ich nur noch was essen und zurück ins Hotel. Leider musste ich aber noch zum Bahnhof das Zugticket für Chiang Mai kaufen. Im Vergleich zu dem restlichen Tag war das aber nun definitiv kein Problem mehr.

Die lieben Visa

Der eigentliche Plan sah vor das Visum für Myanmar heute in Bangkok zu beantragen und es dann morgen abzuholen. Aber es kommt ja bekanntlich anders als man denkt. Überraschender Weise hatte die Botschaft nämlich geschlossen. Augenscheinlich war ich aber nicht der Einzige der davon nichts wusste. Vor der Niederlassung des birmanischen Staates hatte sich eine beträchtliche Anzahl an etwas ahnungslos dreinschauenden Leuten eingefunden. Alle teilten das gleiche Schicksal. Heute kein Visum. Dabei hatte ich am Abend zuvor extra noch auf der Webseite der Botschaft die Öffnungszeiten und die Feiertage geprüft. Es waren keinen Informationen zu finden, dass sie heute geschlossen sein würde.

Das Ganze war insofern äußerst ärgerlich, da zum Einen die fast eineinhalb stündige Anreise schlicht umsonst gewesen war und zum Anderen, da es meine Pläne für den kompletten Tag durchkreuzte. Hinzu kam ebenfalls die Tatsache, dass ich, da ich Bangkok am Mittwoch verlassen wollte, nun ein Express-Visa binnen eines Tages benötigte. Und das war, wie man es sich denken kann, teuer. Es gab aber auch keine Alternative länger in Bangkok zu bleiben, da der Mittwoch ein Feiertag war und die Botschaft aus diesem Grund auch geschlossen blieb.

Zähneknirschend zog ich schließlich von dannen und nutzte letztlich die Gelegenheit mir den Stadtteil Silom und China Town näher anzuschauen. Ein Highlight war unter anderem ein kleiner, indische Hindu-Tempel, den man leider nicht fotografieren konnte. Hier hielt ich kurz inne um zu schauen wie ich den verkorksten Tag gestalten würde. Nach ein paar Minuten Stand der Plan fest.

Wat Muang Khae

Gate of China Town

Wat Trimit

Wat Mangkon

Sightseeing 2.0 – Wat Po und Co

Nach dem gestrigen, schönen Tag, wo ich mehr oder weniger planlos die Stadt zu Fuß erkundete, stand heute wieder etwas Sightseeing auf dem Plan. Ich wollte mir noch die Sachen anschauen, die mir bei einen ersten Besuch verwehrt waren.
Da die Tempel in der Regel am späten Nachmittag schließen, begann der Tag daher recht früh. Aber es hat sich auf jeden Fall gelohnt.

Die erste Station war der City Pillar Shrine.

Dann ging es weiter zum Wat Po. Der Budda dort war wirklich sehr beeindruckend. Vor allem aber die Dimensionen.

Bei dem Wat Ratchabophit traf ich auf einen französische Studentin. Diese absolviert ein Semester in Thailand. Und da es bekanntlich mehr Spaß macht die Sehenswürdigkeiten gemeinsam zu erkunden, schlossen wir uns zusammen.

Zu zweit zogen weiter zum Giant Swing.

Geflogt vom Wat Suthat.

Danach ging es weiter zum Wat Saket. Die Aussicht von dort oben war einfach traumhaft.

Am Wat Ratchanaddaram trennten sich schließlich unsere Wege.

Ich zug dann noch weiter zum Democracy Monument.

Was für ein anstrengender Tag.

Bangkok bei Nacht

Am Ende meines Steifzuges entdeckte ich schließlich einen kleinen Park, ließ mich dort nieder und aß meinen zuvor erstandenen Kuchen. Lecker. Und auf einmal sah man die Stadt von einer ganz anderen Seite.

Das letzte Foto ist übrigens die Aussicht von meinem Hotel!

Siam Museum

Nach einigem Laufen entdeckte ich das Siam Museum. Heute war der Eintritt frei. Also ließ ich es mir nicht nehmen es zu besichtigen.
Das Museum beleuchte in erster Linie die Geschichte, Kultur und Ursprünge der Thai, also quasi deren kulturelle Identität. Am kuriosesten fand ich aber den Teil nach dem Ende des zweiten Weltkrieges. Danach hielten die Amerikaner Einzug in Thailand. Im Museum war ein Replik eines Dinners aufgebaut, welches ich euch nicht vorenthalten möchte.